Marina hatte immer diese Szene vor Augen: Sie sah‘ sich selbst mit Frauen weinen, die zerbrochen waren und am Boden lagen. Sie sah‘, wie sie ihnen Wahrheit zusprach, wie sie ihnen die Liebe gab, nach der sie sich so sehr sehnten. Doch wie das passieren sollte, wusste sie nicht. Zu sehr hielt die Angst vor Ablehnung sie zurück.
In der Schule wurde sie gemobbt, am schlimmsten von denjenigen, die sie einst „Freunde“ genannt hatte. Aus Angst in den Augen anderer lächerlich dazustehen, waren ihr schlechte Noten lieber, als sich vor die Klasse zu stellen, um einen Vortrag zu halten.
Nach dem Abitur fing sie an Theologie zu studieren. Als der Leiter des theologischen Seminars ganz am Anfang ankündigte, dass jeder Student drei Mal predigen müsse, war ihre erste Reaktion: Nichts wie weg hier. Doch sie blieb. Immer mit der Angst im Hinterkopf, dass der Tag an dem sie predigen musste, kommen würde.
Als er kam war Marina gut vorbereitet, aber sehr nervös. Sie stand vor den Studenten und konnte nicht klar denken. Es war als würde ihr Verstand langsamer sein als die Worte, die sie sagte. Nach ein paar Sätzen musste sie aufhören und stand einfach nur da. Völlig still. Völlig überfordert. Sie sah, wie einige der Studenten im Publikum ihre Köpfe neigten, um für sie zu beten. In dem Moment war ihr klar, dass sie zwei Optionen hatte: Entweder rausrennen, oder zu versuchen irgendwie wieder ins Thema zu kommen. Heute ist Marina dankbar, dass sie sich für die zweite Option entschied. Es trotz der Angst zu versuchen, gab ihr ein Gefühl der zunehmenden Sicherheit, des Stolzes und das Wissen: Ich kann das. Die Angst ist nicht stärker als ich. Wenn sie heute vor so vielen Menschen steht, ist sie nach wie vor nervös, aber sie macht es trotzdem.
Die Angst vor Ablehnung ist die häufigste Art der Angst. Jeder Mensch sehnt sich danach irgendwo dazuzugehören. Niemand ist gern auf Dauer allein und isoliert. Jeder mag es gemocht zu werden und nur wenige lässt es kalt, wenn sie abgelehnt werden. Wir alle mussten in unserem Leben schon Ablehnung erfahren – die Frage ist: Wie gehen wir mit Ablehnung um? Lassen wir Ablehnung unser Leben bestimmen? Ziehen wir uns zurück und bleiben lieber in der „sicheren Zone“, um das Risiko nicht einzugehen, abgelehnt zu werden? Oder identifizieren wir die Angst und haben den Mut uns den Meinungen anderer entgegenzustellen? Der Autor Harvey Mackay sagt es gut: „Meistens basiert die Angst vor Ablehnung auf dem Wunsch von anderen Menschen Anerkennung zu bekommen. Gründe dein Selbstbewusstsein nicht auf anderer Menschen Meinung“.
Marina hat gelernt, dass sie sich nicht in ihr Schneckenhaus verkriechen muss, sondern sie von Jesus komplett geliebt, angenommen und gesehen ist. Auch wenn Ängste, Minderwertigkeitskomplexe oder Unsicherheiten wieder hochkommen wollen, hilft er ihr aus diesen Denkmustern auszubrechen und sich allein auf ihn zu verlassen.
Mittlerweile arbeitet sie mit Frauen im Rotlichtmilieu. Zusammen mit ihrem Team bringt sie den Frauen dort ein offenes Ohr, einen offen Arm und die Liebe von Jesus, die sie so tief in sich trägt. Ihr Traum ist wahr geworden und sie kann Frauen die Wahrheit weitergeben, die sie selbst erleben durfte. Die Angst hält sie nicht länger zurück, auch wenn sie noch manchmal da ist.
Marina möchte Frauen, die mit Unsicherheit und Angst vor Ablehnung kämpfen folgendes mitgeben: „Lass dich niemals von deinen Ängsten bestimmen, denn wahrscheinlich ist das, wovor du dich so sehr fürchtest genau das, worin dich Gott am meisten gebrauchen will! Glaube an die bedingungslose Liebe Gottes und fokussiere dich auf diese Quelle. Alles andere kann nicht mithalten.”
Marina, 30, Berlin/ Germany